Frohe Ostern
Liebe FreundeInnen und InteressentenInnen,
Ostern ist das Symbol für den Tag der Befreiung – bei den Juden war es die Befreiung von der Knechtschaft des Pharao und bei den Christen der Sieg des Lichts und der Liebe über Dunkelheit, Tod und Verlust. In der Natur ist es der Sieg des neuen Lebens und der Schöpferkraft! Das Ergebnis ist: Fülle, Ernte und Nahrung für Leib und Seele.
Diese Woche waren wir auf der Palliativstation einer großen Münchner Klinik, um uns von einer 46-jährigen Frau zu verabschieden, die in den nächsten Tagen an Hirntumor sterben wird. Sie hat, auf sich allein gestellt, für Versorgung und Ausbildung ihrer Töchter viele Jahre von morgens bis abends „niedere“ Arbeiten verrichtet, alle Lasten, Sorgen und Nöte des Lebens allein getragen. Jetzt, wo die Kinder eine Perspektive haben und Zeit für sie selbst da sein könnte, geht ihr Leben zu Ende.
Wo ist da Befreiung oder gar der Sieg des Lichts, wo ist Ostern?
Der Zugang liegt vielleicht darin, dass es Licht, Liebe oder Befreiung nur in diesem Augenblick gibt. Darin, wie wir diesem Augenblick begegnen – und nicht darin, was im Leben geschehen ist oder noch geschehen wird:
Nicht in der Geschichte unseres Lebens, der Story, sondern im Kontakt mit dem Wunder jeden Augenblicks. Das Licht, das ich in diesem Augenblick in mir und um mich herum wahrnehmen kann, das ist die Befreiung. Das ist mein Ostern, meine Auferstehung.
- in der Wahrnehmung der Qualität dieses Tages – des einmaligen Ablaufs und der „zufälligen“ Begebenheiten und Überraschungen,
- mit dem unschuldigen inneren Blick, mit dem ich das Wunder jeder Begegnung mit jedem Lebewesen erfassen kann,
- in der Tiefe, in der ich das Wesen der Menschen sehen und in dieser Wahrheit des Anderen verweilen kann – selbst dann, wenn er sich „schwierig“ verhält,
- in der befähigenden Perspektive, die ich für mich und andere in jeder Lebenssituation erkennen kann.
Und dann kann die Liebe entstehen und gespürt werden – sie kommt aus der Verbindung, der Begegnung mit dem Licht, das ich selbst sehen kann und damit auch bin.
Und so ging es auch uns im Krankenzimmer. Als die Kinder einmal aus dem Raum waren und die Patientin nicht mehr für sie stark sein musste, kam zunächst die Trauer hoch und dann dieser wunderbare Augenblick der Begegnung mit der Liebe, den sie dann so sehr genießen konnte und den sie im Leben so vermisst hatte – er war in der Arbeit und Last des Lebens verloren gegangen.
In diesem Sinne wünschen wir Euch allen und Euren Familien frohe Ostern!
Christoph und Maria